Liebe Suzanne,
ich schreibe Dir aus der gar nicht allzu fernen Zukunft. Ich schreibe Dir, um Dir ein bisschen Halt und Hoffnung zu geben. Du kannst das gerade gebrauchen.
Ich weiß, es fühlt sich gerade wie Scheiße an, was Du da erlebst. Was Du so mega euphorisch als Deinen Traumjob bezeichnet hast, offenbart sich Dir mehr und mehr als das genaue Gegenteil.
Vielleicht fragst Du Dich gerade noch, in welchem falschen Film Du da eigentlich gelandet bist und was Du machen sollst, doch tief in Dir weißt Du schon längst, dass Du an einem Ort bist, an dem Du nicht verweilen möchtest.
Tatsächlich könntest Du schon heute einfach springen. Du könntest jetzt Deine Kündigung schreiben und wärst dank Probezeit ruckzuck da raus. Glaub mir, es wäre in Ordnung und Du würdest ganz bestimmt einen wunderbaren neuen Weg finden.
Aber es ist auch ok, wenn Du noch etwas verweilst. Wenn irgendetwas in Dir sich diese Erfahrung wünscht, mach sie. Alles hat seinen Sinn.
Aber eins möchte ich Dir doch gerne schon jetzt verraten:
Dieses kleine, pieksende Gefühl, das Dir wieder und wieder sagt: „Das hier ist nicht das Richtige für Dich“ – ja, Du weißt natürlich sofort, was ich meine, Du spürst es bestimmt in diesem Moment – dieses Gefühl hat Recht.
Diese wiederkehrende Stimme, die Dir sagt: „Das kann es nicht gewesen sein, es muss etwas Besseres für Dich geben.“ – das ist Deine eigene, tiefe Weisheit. Vielleicht Deine Intuition. Wie Du sie nennst, ist nicht so wichtig.
Du traust ihr kaum, Dein Kopf schreitet sofort ein und schickt Angst-Armeen in die Schlacht. Heute schaffst Du es noch nicht, diesem Gefühl zu vertrauen. Es ist ok, take your time. Aber lass mich Dir sagen: Eines Tages wirst Du dieser Stimme vertrauen und sie wird Dich zu viel besseren, passenderen Entscheidungen führen, als Dein Kopf und Deine Ängste es jemals könnten.
Du wirst Deinen Weg machen, der Dich zu mehr Zufriedenheit führt. Du wirst das bekommen, was Du Dir wünschst: ein Leben, in dem Du komplett und immer noch mehr Du sein und werden kannst, Du Dich nicht verstecken musst, mit all Deinen schillernden, nerdigen, einzigartigen Facetten – auch wenn Dir heute vielleicht nicht mal bewusst ist, dass Du Dich so danach sehnst.
Meine Liebe, eins noch: Sei doch bitte nicht so hart zu Dir.
Ja, die Umstände passen nicht, Du bist da irgendwo gelandet, wo Du auch mit Abstand betrachtet nicht so ganz hinpasst – trotzdem: Den meisten Stress machst Du Dir selbst! Es würde Dir sicherlich helfen, ab sofort mehr zu schauen, was Du IN DIR verändern kannst, damit Du Dich besser fühlst – und Dich nicht so sehr an Deinem Umfeld aufzureiben.
Du bist nicht allein und es ist auch alles gar nicht so kompliziert, wie es Dir gerade erscheint.
Aber wie gesagt – Du machst das schon, in Deinem Tempo. Es wird auch so alles gut.
(Am Ende wird alles gut, und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende – Du magst doch Oscar Wilde, oder?!)
Ich verspreche Dir: Es gibt jeden Grund, Dich auf das was kommt zu freuen! Wenn Du wüsstest… Du würdest jetzt sofort eine kleine spontane Küchenparty mit Dir selbst feiern, weil alles so wunderbar wird.
Alles Liebe
Dein 33(fast 34)-jähriges Ich
P.S.: Du musst an Deinem 30. Geburtstag gar nicht so traurig sein. Die 30er sind, nach allem, was ich bis jetzt sagen kann, mindestens ebenso toll, wie die 20er. Wahrscheinlich sogar besser, weil Du viel mehr bei Dir ankommen wirst. Andererseits: Wenn Du heulen möchtest, dann heul. Du bist wunderbar, so wie Du bist. Lass Dir von niemandem was anderes erzählen!
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